Dieser autobiographische Roman von Marion Brasch hat bis auf einem Mitglied allen gefallen. Allerdings haben einige von uns erst nach dem Ende des Lesens recherchiert, ob diese tragischen Familiengeschichte, die in der ehemaligen DDR spielt, auf Wahrheit beruht.
Dieses Buch über eine privilegierte Familie in der DDR ist interessant und uns hat auch der Schreibstil gefallen. Vielen von uns vermittelte die Autorin – das jüngste von vier Kindern einer kommunistischen, jüdischen Familie und einzige Tochter – den Standpunkt einer Beobachterin, die mit einem neutralen, fast distanzierten Tonfall ihr Leben und die Auseinandersetzungen ihrer Brüder mit dem autoritären, dogmatischen Vater beschreibt. Dies kommt besonders bei der Hörfassung, für die sich vier Mitglieder entschieden haben, und die von der Autorin selbst gelesen wird, zum Vorschein.
Sie beschreibt das politische Leben, die öden Parteiversammlungen, ihre eigenen Privilegien, die sie geniesst, da ihr linientreuer Vater eine hohe Stellung einnimmt. Aber dabei zeigt sie keine Selbstkritik und schneidet die schwierige Situation der nicht so privilegierten Bürger nicht an. Trotzdem fanden wir das interessant, denn damit bekommt man Einblick in das Leben einer Familie im Osten ohne Schwerpunkt auf die Politik und den Kalten Krieg.
Denn trotzt aller Privilegen war das Leben von Marion Brasch unglaublich schwierig. Sie hat als Einzige überlebt und mit dem Buch Ihre Kindheit aufgearbeitet. Ihre Mutter war zutiefst unglücklich und ihre drei Brüder verweigern zwar schon als Jugendliche sich dem System unterzuordnen, haben allerdings viele Probleme, da sie das Land ja auch lieben, und neigen zur Sucht. Aus diesem Grund hatten wir Probleme mit den meisten Rezensionen, die den Anschein erweckten, dass die Rezensenten das Buch kritisierten, weil es nicht so geschrieben wurde, wie es ihrer Meinung nach hätte geschrieben werden sollen.
Marion Brasch hat sich teilweise untergeordnet und trotzdem – mit etwas Verspätung vielleicht – ihren Weg gefunden. Und das trotz all der Schicksalsschläge und Enttäuschungen, die sie erlebt hat. Sie hat versucht, ihren Vater nicht zu enttäuschen, der 1989 gestorben ist. Er konnte bis zum Ende nicht verstehen, warum Bürger das Land verlassen wollten. Der Verfall seiner Familie widerspiegelt den Zerfall der DDR.
Ein Mitglied fand das Buch ausgesprochen langweilig, aber da es sich hier um eine wahre Geschichte handelt, die aus der Perspektive der einzigen überlebenden Person beschrieben wird, finden die meisten von uns dieses Buch lesenswert.