Metropol von Eugen Ruge

Dieser Roman von Eugen Ruhe handelt vom stalinistischen Terror und den Moskauer Jahren seiner emigrierten Großeltern in der Zeit der Schauprozesse. Ausgezeichnet, interessant, informativ, packend, deprimierend – alles Adjektive, die bei der Diskussion des Buches gefallen sind. Wir alle waren vom Inhalt und dem Schreibstil sehr beeindruckt. Fast niemand von uns wusste viel von den deutschen Kommunisten, die Stalin’s Säuberungen zum Opfer fielen obwohl sie eigentlich zweitrangig waren.


Die Beschreibung der glühenden Anhänger, die an die Möglichkeit einer besseres Welt glaubten und die trotz der Geschehnisse ihre Meinung nicht änderten gab einen tiefen Einblick in die Denkweise dieser Menschen.  Ruge gelingt es auch die Todesangst und die Paranoia hervorragend darzustellen und man kann sich in die Atmosphäre des Hotels einfühlen, wo fast jeden Morgen eine Person am Frühstückstisch fehlt. Es ist fast unverständlich, wie Menschen diese Zeit überleben konnten und trotzdem Stalin bewunderten. 


Das Buch zeigt auf, wie gefährlich Ideologie und Religion sein können, wenn man glaubt, dass der Zweck alle Mittel heiligt. Diese Gefahr ist auch heute ganz klar sichtbar. Die Aussage des Vorsitzender des Militärkollegiums des Obersten Gerichts der UdSSR,  Wassili Wassiljewitsch Ulrich, der Tausende der Todesurteile unterzeichnete “Die Menschen glauben, was sie glauben wollen” (S. 169) ist auch noch heute relevant, denn wir leben in einer Zeit, wo Missinformationen in den Medien und Sozialen Medien Überhand nehmen und jeder nur das liest oder hören will, woran er glaubt und kein Interesse daran zeigt, die Angaben genau zu überprüfen.


Für einige war der zweite Teil besser, da hier der Fokus mehr auf die persönlichen zwischenmenschlichen Beziehungen gerichtet war und nicht auf die Politik in der UdSSR unter Stalin. Auch die Information ganz am Ende über die Recherchen und die Entscheidungen des Autors, welche Details er integriert und welche er ausgelassen hat, war faszinierend.


Wir können dieses Buch nur empfehlen. Wir haben auch Zuges Debütroman “In Zeiten des abnehmenden Lichtes” gelesen und waren ebenfalls begeistert. 

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