Die Mehrheit unserer Gruppe ist den fünf Frauen in den Vierzigern, deren ineinander verschlungene Leben in Leipzig Autorin Daniela Krien schildert, gerne gefolgt. Das Buch war sehr gut geschrieben und wir schätzten besonders die Handhabung der wechselnden Erzählperspektiven und Zeitformen. Zwei Mitglieder haben nach der dritten Geschichte aufgehört, die alle etwas schwach fanden. Das war der Eindruck besonders bei denjenigen, die sich für das Hörbuch entschieden hatten. Es gab für jede Frau eine andere Sprecherin und die dritte war zusätzlich zum verärgernden Inhalt auch noch schwierig zu verstehen .
Einige von uns hat es überrascht, dass es sich in diesem Buch um fünf selbstständige, beruflich erfolgreiche Frauen handelt, deren Fokus hauptsächlich auf eine Beziehung mit einem Mann gerichtet ist. Es geht um Frauen, die mit sich selbst nicht in Einklang sind, innerlich unruhig sind, und statt sich auf die Aufarbeitung von offensichtlichem Trauma zu konzentrieren, unbedingt einen Partner finden wollen. Was nicht gut ausgehen kann und sich dann leider auch negativ auf die Kinder auswirkt. Dazu kommt noch, dass keine Kompromisse geschlossen werden können, was die Basis für gute Beziehungen ist. Nur eine der fünf Frauen hat eine gute Beziehung und wird dann nach der ersten Geschichte kaum erwähnt.
Aber man kann spüren, dass die Autorin Mitgefühl für ihre Protagonistinnen hat. Sie beschreibt, was Verrat, Selbstverwirklichung, Muttersein und Kinderlosigkeit bedeuten. Sie versteht die Geschlechterrollen und den Preis, den die Frauen des “Postpatriarchats” für ihre Entscheidungen bezahlen. Was für uns, die wir in den USA leben, ein wichtiger Diskussionspunkt war. Irgendwie haben wir das Gefühl, dass die Situation für Frauen hier doch anders ist. Es wäre bei uns undenkbar, dass eine finanziell unabhängige und beruflich erfolgreiche Frau eine Bürgschaft von einem männlichen Wesen braucht, um eine Wohnung zu mieten!
Die Autorin gibt dem Leser auch einen Einblick in die Auswirkungen der zwei verschiedenen Systeme der BRD und DDR. Denn die Frauen kommen aus dem Osten und die Männer aus dem Westen und das führt zu kulturellen Spannungen. Auf alle Fälle sind wir froh, dass wir dieses Buch gelesen haben und haben uns auch entschieden, viel öfter zeitnahe Bücher zu lesen.