Jahre mit Martha von Martin Kordić

Uns allen hat das Buch „Jahre mit Martha“ von Martin Kordić sehr gut gefallen; ganz besonders denen, die mit Ludwigshafen und Mannheim oder der kroatischen Kultur vertraut sind. Wir waren vom Schreibstil des Autors begeistert und fanden den Roman stellenweise sehr poetisch. Der Inhalt war bis zu einem gewissen Ausmaß „gleichmäßig“, es gab weder Höhe- noch Tiefpunkte, was Vielen von uns aufgefallen ist.

In dem Roman geht um das Schicksal eines jungen Mannes, dem Sohn kroatischer Einwanderer aus Bosnien, der aufgrund des Jugoslawien-Krieges mit seinen Eltern und beiden Geschwistern nach Deutschland geflohen ist und sich ein besseres Leben in seinem neuen Heimatland aufbauen will. Seine Eltern sind einfache Arbeiter und die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen. 

Der Ich-Erzähler Želko nennt sich aufgrund der Vorurteile gegen Immigranten Jimmy und glaubt durch die Beziehungen mit der deutlich älteren Professorin Martha Gruber und seinem Literaturprofessor Alex Donelli auf eine bessere Zukunft hinzuarbeiten. Aber die Beziehungen waren ungleich; er wurde im Grunde genommen kontrolliert und ausgenutzt. Es wurde ihm mit der Zeit immer klarer, dass er ein Außenseiter war, der zwar die gesellschaftlichen Unterschiede wahrnahm, aber diese nie wirklich überwinden konnte. Mit Sex und später auch mit Marihuana versuchte er seinen emotionalen Schmerz zu bewältigen. Der bildungshungrige Protagonist, der seinem Herkunftsmilieu entkommen will, verliert sich bei diesem Prozess dabei immer mehr und wird sich bewusst, wieviel verlustig geht, wenn man sich assimiliert. 

Kordić rechnet in diesem Roman mit der deutschen Gesellschaft ab, integriert aber viele interessante Elemente, Zitate, Popkultur-Motive und tiefgreifende Ereignisse, die den Leser zum Nachdenken anregen.

Ein beeindruckender, vielschichtiger Roman, den wir nur empfehlen können.  

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